Zwischen Armut und Glamour in Hollywood
Los Angeles - Stars, Glamour, Hollywood. Ein Tag zwischen Obdachlosen in Zelten und Villen in Beverly Hills. Ein bedrücktendes Gefühl auf dem Walk of Fame.
Los Angeles, Hollywood, Stars und Reichtum. So kennt man es wohl aus dem Fernsehen. Unzählige Menschen träumen davon berühmt zu werden und nach Hollywood zu gehen. Doch Los Angeles hat auch andere Seiten. Von Ganggebieten, No-Go Areas und Zelten auf der Straße bis nach Beverly Hills und dem Walk of Fame führte mich dieser Tag. Ein Kontrast.
Graffiti im Art District
Morgens fuhr ich Richtung Vernon und Art District, um mich mit Ashley, einer jungen Fotografin aus Kalifornien, zu treffen. Sie wollte ein Fotoshooting mit den Graffitis und mir. Die Tour in den Osten der Stadt führte an Downtown vorbei in ein Gebiet mit Lagerhallen, Industriehallen und verlassenen Häusern. Viele waren überzogen von Graffiti und ich hatte ein leicht mulmiges Gefühl. Ashley war bereits vor Ort und wartete. Der Fahrer fragte mich bei der Ankunft, ob ich denn sicher bin hier aussteigen zu wollen. Ja ich musste.
Ich traf Ashley und ihre halbe Familie, die sehr sympathisch waren. Sie kamen ursprünglich aus Deutschland. Wir fuhren etwas durch das Gebiet und hielten an Graffitis, die alle sehr schöne Motive hatten. Man kann durchaus sagen, dass die Sprayer dort ein Talent haben. Die Motive sind sehr aufwendig gestaltet. Vor allem wenn man weiter in den Art District hinein fährt werden die Graffitis immer besser. Definitiv sehenswert. Dennoch waren die Straßen fast wie leer gefegt. In den Gassen waren vereinzelt Obdachlose, die sich mit Kartons und Einkaufswägen einen Unterschlupf gebaut haben. Einer wohnte in einem alten Auto.
Obdachlose Zelt an Zelt
Wir fuhren weiter in Richtung Downtown. Auf den Gehwegen nach Downtown befanden sich viele Zelte von Obdachlosen, Menschen saßen auf den Gehwegen oder liefen umher. Eine kleine Stadt für sich in Armut, obwohl es so nah an Downtown ist. Ich habe noch nie so viele Obdachlose auf einem Fleck gesehen. In dieser Gegend darf man bei Rot über die Ampel fahren, da man möglichst nicht stehen bleiben sollte. Der Geruch in den Straßen zog in die Nase und war wirklich unangenehm. Die Menschen, die alles verloren hatten wohnten hier Zelt an Zelt. Oder Plane an Plane. Ein Bild was ich von Los Angeles nicht vergessen werde. Und doch ist es typisch für nordamerikanische Städte, dass in der Nähe von Downtown immer eine Straße existiert, in der viele Obdachlose wohnen. Das gab es auch schon in Vancouver.
In Downtown änderte sich das Bild wieder schlagartig. Die Gehwege waren frei und kleine Läden reihten sich aneinander. Bankgebäude und Hochhäuser daneben. Ein Kontrast in sich. Wir kamen an einem alten Gebäude vorbei, welches wohl das schönste Graffiti hatte.
Gelöbnis auf die USA und Mexiko in LA
Danach ging es weiter zum Union Square, dem Hauptbahnhof, wo ich wieder abgesetzt wurde, da Ashley und ihre Familie noch bis nach Fresno nach Hause fahren mussten. Ich erfuhr jedoch während der Tour, dass in die Schüler in den Schulen dort jeden Morgen ein Gelöbnis auf die USA sprechen müssen. Wer nicht mitmacht wird nach Hause geschickt. Außerdem muss man in Kalifornien eine Strafe zahlen, sobald man den zugeteilten Wasserverbrauch zu Hause übertrifft. Denn Wasser ist bekanntlich knapp in Kalifornien. Am Union Square selbst waren auch einige Obdachlose und schliefen auf der Wiese. Dort angekommen lief ich allein weiter in eine kleine mexikanische Gegend, mit kleinen Ständen und mexikanischen Restaurants. Ein Stück Mexiko mitten in Los Angeles. Dies befindet sich direkt gegenüber vom Union Square.
Uber und die Wegfindung
Da ich am Nachmittag noch mit den anderen beiden zum Walk of Fame und nach Beverly Hills zu einer Bekannten wollte, rief ich schließlich Uber und wollte zurück. Und das war witzigerweise nicht so einfach, da die Position irgendwie falsch übermittelt wurde und der Uber Fahrer die ganze Zeit im Kreis fuhr und nicht zu mir fand. Er brach ab. Ich wechselte die Straßenseite und rief erneut ein Uber Taxi. Der gleiche Fahrer kam schlussendlich bei mir an. Zurück zum Haus. Ein toller Vormittag.
Villen in Beverly Hills
Nachmittags ging es dann nach Beverly Hills, um eine Bekannte abzuholen. Diese wohnte bei einer ziemlich reichen Familie in einer Villa oben in den Hills. Ein kompletter Kontrast zu dem, was ich vormittags gesehen hatte. Die Häuser auf den Hills waren im Grunde so, wie man es aus den Filmen kannte. Teils befanden sich richtige Schlösser in den Bergen. Unfassbarer Kontrast zu den Zelten. Das Haus selbst hatte auch seine eigene Toreinfahrt, bei der man erstmal ein Stück bergab fuhr runter zum Haus. Eigener Tennisplatz, Gym und ein Ausblick über die Hills. Der Ausblick war wirklich toll. In der Ferne sah man weitere Villen auf den Hügeln.
Laut, Lauter, Luxusautos am Rodeodrive
Wir fuhren zum Rodeo Drive, um dort etwas herumzulaufen und etwas zu essen. Luxusladen an Luxusladen. Die Autos überboten sich gegenseitig in ihrer Lautstärke. Lamborghini, Porsche, Ferrari, Bentley. Getunte Fahrzeuge. Ein Fahrzeug stach besonders hervor: Es hatte keinen normalen Lack, sondern war mit Samt überzogen. Das kann man wohl nur machen, wenn es nicht regnet. Wir gingen eine Kleinigkeit essen im Panini Cafe. Die Portionen dort sind wirklich unglaublich groß gewesen. Aber es hat sehr gut geschmeckt.
Helikopter am Hollywood Sign
Die Hollywoodtour setzte sich fort mit der Fahrt zum Hollywood Sign. Vorbei am Walk of Fame, einigen Wohnhäusern bergauf, gelangt man schließlich an Absperrungen. Nur Durchfahrt für Anlieger. Wir fuhren trotzdem durch und gelangten schließlich zum Hollywood Sign. Es war kleiner als gedacht. Aus der Ferne beobachtet wirkte es weniger spektakulär als angenommen. Die eigene Vorstellung traf auf die Realität. Ja es ist weltbekannt, aber doch nur ein Schild. Durch ein kleines Tor gelangen wir noch etwas näher heran. Vor uns befand sich das Hollywood Sign, hinter uns ein Blick über Los Angeles. Ich denke der Ausblick war beeindruckender als das Schild selbst. Im Minutentakt flogen Helikopter über unsere Köpfe. Wohl der leichteste Weg von den Hills in die Stadt zu kommen bei dem Verkehr. Die Sonne ging langsam unter und wir fuhren als letzte Station zum Walk of Fame.
Walk of Fame Sadness
Der Walk of Fame war voll mit Menschen. Touristen aus aller Welt. Und Menschen in Kostümen aus bekannten Hollywoodpersonen. Transformers, Ninja Turtles, Michael Jackson, Queen Elsa, Spongebob und mehr. Existenzen, die mit selbstgebastelten Kostümen versuchen Geld zu verdienen. Die Maschinerie Hollywood. Ein älterer Mann in Gold gekleidet saß einsam an der Seite, schaute müde und traurig zu den anderen Kostümierten. Seine Gelddose war wenig gefüllt. Die Lust dort zu sein und in seinem Kostüm Geld zu verdienen war in sein Gesicht schrieben. Die Sterne auf dem Gehweg prägten so einige bekannte und unbekannte Namen. Aktuelle Stars und längst vergangene Sternchen. Manche Sterne waren leer. Vor dem TLC Chinese Theatre findet man Fuß- und Handabdrücke einiger Hollywoodstars. Von den 1930er bis heute. Die Schuhabdrücke der 30er bis 50er widerspiegelten die Mode. Meine Hände passten in einige Handabdrücke. Starhände?
Ein Tag voller Kontraste
Je länger ich über diesen Walk of Fame lief, desto mehr bekam ich eher ein bedrückendes Gefühl. Die Menschen, die in ihren Kostümen versuchten Geld zu verdienen machten mich irgendwann eher traurig und in Anbetracht des Tages doch nachdenklich. Morgens Obdachlose in Zelten, Abends Luxus und Hollywood. Ein Kontrast wie er hätte stärker nicht sein können an einem Tag. Und dennoch leben die Träume in vielen Menschen fort, irgendwann ein Star zu werden. Los Angeles ist auf jeden Fall mehr als nur Glamour.